dass ich tatsächlich nach wien gezogen bin, erscheint mir unwirklich im nachhinein. auf dieser wienreise habe ich mich von meinem mann getrennt oder der sich von mir, so genau kann man das nicht mehr sagen. jedenfalls bin ich noch immer da. non, je ne regrette rien. es ist august und sonntagnachmittag, die sonne glüht. es ist heiß im prater. mir ist heiß. ein blechtisch mit zwei stühlen, frei und im schatten. vom kellner werde ich nicht unbedingt freundlich empfangen, aber salz, pfeffer und die maggiflasche stehen in dreifaltigkeit bereit. ich mache mich schmal unter dem sonnenschirm und bekomme schnell ein seidl gösser. rettung.
ein großer tisch im gastgarten ist noch frei. ein einziger. er glüht in der sonne, man könnte spiegeleier und speck darauf braten.
zwei alte setzen sich. noch zwei kommen dazu. man leidet gemeinsam „so eine hitz, so ein durscht“ und kommt auf die gute idee, an vier ecken anzupacken und den tisch in den schatten zu rücken. naheliegend. zwei meter nur, ein guter platz. die kinder kommen dazu. enkel auch. da sitzen sie. sonntagsausflüglerisch erwartungsvoll. aber der kellner lässt sich nicht blicken. kommt und kommt nicht. winken. rufzeichen. endlich kommt einer, ein großer dicker in kurzen lederhosen und durchgeschwitztem hemd. gesichter wieder hoffnungsvoll, münder noch durstiger.
begrüssung: „stellens den tisch dahin zurück, wo er hingehört“. unverständnis: „aber sie wollen doch nicht, dass die kinder in der sonne sitzen“. „stellens den tisch sofort zurück“. protest: „es ist doch nichts im schatten frei“. „sie hören doch, was ich sage: der tisch gehört da und nirgendwo anders hin“. er deutet auf eine stelle in der sonne, dahin, wo der tisch stehen muss.
der kellner dreht sich um, geht weg, die familie rührt sich nicht vom fleck. ist optimistisch, dass der seine meinung ändert, dass die vernunft oder der geschäftssinn die oberhand gewinnt, wenn sie sich nicht rühren. dass der endlich die bestellung aufnimmt und etwas zu trinken bringt. wie erwartet, kommt er zurück. erleichterung macht sich breit. hat jetzt den wirt im schlepptau. auch der groß und dick, der gössermuskel (neu in meinem wortschatz!) füllt auch bei ihm die krachlederne. sein hemd könnte eine wäsche, sein gesicht eine rasur vertragen.
gemeinsam bauen sie sich vor der tischgesellschaft auf. „dann mach ma hoid an bahöl, damit sie es verstehen, damit endlich wieder a ruah is (oder so ähnlich?): bringens den tisch an seinen platz zurück!“ grantelt der, der augenscheinlich mehr zu sagen hat. drohung: „allerhand, wenn wir hier nicht sitzen dürfen, dann gehen wir“. „dann gehns halt.“ das familienoberhaupt steht auf, die anderen tun es ihm nach. grummelnd verlassen sie das lokal. ausflug im oasch.
der kellner und sein chef packen wortlos an und stellen den tisch dahin zurück, wo er hingehört. wo er immer steht. in der prallen sonne. weil ordnung sein muss. ja eh.
das gulasch ist da. „noch ein seidl, bitte!“. „kommt sofort“. lebenselexier.




Alle 4 Fotos Wien 2022