Veröffentlicht in sfd& tiere, zeitschrift der schule für dichtung wien #04 (isbn 978-3-9505119-1-8 Ö/ Herbst 2022)
schwarze katzen hat er nie, bringen pech. und schwarze katzen von links nach rechts großes pech. klare regeln: nur zwei katzen. zwei werden mit nudeln und soße, wurstzipfeln und altem brot in verdünnter milch gefüttert. kleine portionen, die ihre Bäuche nicht füllen, denn sie sind für die jagd da. nach mäusen im gartenhaus. nach ratten, die vom Bach heraufkommen. zwei katzen deshalb, weil es passieren kann, dass eine auf der großen straße liegen bleibt. noch mehr pech dann.
wenn eine junge kriegt, versteckt sie sie im gartenhaus oben zwischen den dachbalken oder ganz hinten im heu. ich wünsche mir dann, dass er die kätzchen einmal nicht findet. aber er kennt alle verstecke und kein pardon. er sammelt die frisch geborenen ein, nimmt sie an den hinterbeinen und schlägt sie gegen das garagentor, oder er tunkt sie in einen eimer mit kaltem bachwasser, bis sie steif und kalt in seiner hand hängen.
hinter dem haus gibt es das gartenhaus. man nennt es gartenhaus, weil es im garten steht, wo er gemüse, salat, beeren und blumen anpflanzt. man nennt es gartenhaus, obwohl es eigentlich ein stall ist. die beiden katzen wohnen da, ein paar weiße hühner, ein rebhuhnfarbiger italiener gockel und stallhasen, die weiße neuseeländer heißen. es riecht nach heu und gras, nach nassem fell, nach viechern.
daneben die garage. die garage heißt garage, obwohl es sich in wirklichkeit um eine werkstatt handelt, in der er reparaturarbeiten an einer werkbank macht. gar nie steht ein auto darin, immer nur zwei alte fahrräder. ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt einen führerschein besitzt, sie hat ganz bestimmt keinen. als hausfrau braucht sie keinen. die werkstatt heißt jedenfalls garage, weil sie ein garagentor hat und zumindest theoretisch könnte man ein auto dort hineinstellen.
und das garagentor ist wichtig. hühnern schlägt er auf dem hackblock, der draußen vor der garage steht, mit dem beil den kopf ab, zack. kaninchen bekommen einen dumpfen schlag auf den hinterkopf, bamm, knack, halsschlagader durchtrennt, blut und pisse raus. mit dem kopf nach unten werden hennen und hasen an das garagentor gehängt. später wird das fell abgezogen, fellmützenzukunft. sonst trophäe. die hausfrau rupft hennen und göckel.
ich darf zuschauen, schluck. er findet nichts dabei. er sagt, er zieht seine tiere nicht zum vergnügen groß. sie werden verkauft. oder selber gegessen. hase in senfsoße oder hühnersuppe.
zu ostern darf ich mit den küken schmusen, so gelb, so flaumig, so süß. die kleinen weichen körper, die großen augen. einmal habe ich einem bibberle ein bein gebrochen, keine absicht. das war ganz schrecklich. er brachte es weg und sagte »pass in zukunft besser auf«.
draußen ist die alte schwarze katze am fenster vorbei.

Birgit Jürgensen / Ohne Titel (Olga), 1979