Archiv für den Monat August 2019

Kpalongo

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Assoziationen zur Ausstellung Congo Stars in der Kunsthalle Tübingen (Juni 2019)

Wenn es nur immer so einfach wäre mit den Eingebungen…

Sie waren in dieses Resort gekommen, weil die Besitzerin, eine Frau namens Gitte, in Deutschland dafür geworben hatte. Sie war eine Deutsche. Sie war immer alleine gewesen und hatte auf einer Reise durch Afrika einen Mann getroffen. Es war hier nicht unüblich, einen Mann zu treffen. Da gab es weiße Frauen, denen ein Mann fehlte und schwarze Männer, die ihre Situation dadurch verbesserten, dass sie sich diesen zur Verfügung stellten. Erst einmal blieben sie vor Ort und boten Liebe oder besser: Sex im Austausch gegen Smartphones, teure Markenturnschuhe, schwere goldene Ketten und Uhren, die die weißen Frauen mitbrachten, wann immer sie zu Besuch kamen. Selbst wenn sie bereits Frau und Kinder hatten, waren die Männer im zweiten Schritt nicht abgeneigt, nach Europa zu kommen. Auch der Partner von Gitte war nach Deutschland gekommen, hatte sich aber nicht wohlgefühlt, wollte nicht bleiben. Da hatte Gitte, die ein gutes Leben als Uniprofessorin in Potsdam hatte, ihm das Resort an der Steilküste gekauft. Seine Erstfrau und seine Söhne lebten in der Hauptstadt, er selbst mal da, in der Stadt, mal da, im Gästehaus am Meer. Wenn Gitte zwei-, dreimal im Jahr zu Besuch kam, war er der Mann an ihrer Seite. In seinen Augen war sie, die einige Jahre älter war, ein alte Frau, aber eine, die er schätzte, weil sie ihm Wohlstand brachte. Es gab Dreiecksgeschichten aller Art, man nahm es da nicht so genau. Oder besser: Man wollte ein auskömmlicheres Leben haben und musste schauen, wo man blieb.