Er saß dann da, die Unterarme links und rechts vom Teller, Messer und Gabel bereits in den Händen. Er saß da in seiner ganzen Größe, in seiner ganzen Pracht. Er, der Goldschmied gelernt hatte, dem aber der Krieg nicht nur eine Kopfverletzung, sondern auch andere Beschädigungen zugefügt hatte, er arbeitete jetzt bei der Stadt im Straßenbau. Das war unter seiner Würde, die körperliche Arbeit war hart, aber die Bezahlung gut, weil es für die sieben Kinder städtische Zuschüsse gab. Seine Macht aber beruhte darauf, dass er die große Familie beherrschte. So saß er da am Tisch und wartete auf seine Mahlzeit, die er sich gewünscht oder man könnte auch sagen: die er geordert hatte. Pünktlich sollte sie auf den Tisch kommen. Die Küche hat er gar nie betreten. Die Großmutter kochte, um dann das Gekochte am Tisch, den sie zuvor sorgfältig gedeckt hatte, zu servieren. Den Ochsenmaulsalat hätte man auch fertig beim Edeka-Barsch kaufen können, aber der Großvater legte allergrößten Wert darauf, Frisches und Selbstgemachtes zu essen. Deshalb holte die Großmutter ein Rindermaul vom Barsch, kochte, entbeinte und häutete es, um es in feine Streifen zu schneiden und in eine Marinade aus Essig und Öl einzulegen. Nachdem es einen Tag gezogen hatte, fügte die Großmutter Salz, Pfeffer, Zwiebeln und Gürkchen hinzu und machte einen Ochsenmaulsalat daraus. Sie schnitt genetztes Schwarzbrot in Scheiben, legte ein Stückchen Butter auf den Teller, schenkte Bier in ein Glas und brachte das ganze an den Tisch. Manchmal schmeckte es ihm, manchmal schob er den Teller kommentarlos von sich und bestellte ein Spiegelei.
Sept13